Tango ganz schön schräg
By Roman Stalla
Am 23. November fand im Solitär des Mozarteums Salzbug die NACHT DER KOMPONISTINNEN UND KOMPONISTEN statt. Hier versammelten sich zeitgenössische Salzburger Komponisten von A, wie »Ager« bis W, wie »Wagner«. Werke der verschiedensten Gattungen wurden einem interessierten und neugierig lauschenden Publikum präsentiert.
Besonders das vielseitig geforderte Instrumentalensemble hatte an diesem Abend – der nahtlos in die späten Nachtstunden überging – einiges an Konzentration und Spielfreude zu leisten.
Ich durfte mit meinen Sängerkolleg.Inn.en (tw. vom Bachchor Salzburg) ein Werk von Johannes Krall – »Fenix« – uraufführen. Geschrieben ist es für (vier gem.) Stimmen, Flöte, Klavier und Streicher. Das dynamische Spektrum reicht von kaum hörbar bis zum heißen, tango-orientiert pulsierenden ff. Krall überlagert mehrfach betonte Rhythmen übereinander und erzielt damit ein dynamisch pulsierendes Ergebnis. Auch der Text stammt von ihm. Hier das Ende, das dem Stück seinen Namen (abgeleitet von Phoenix) gibt:
Fenix
[...]
wie ein grashalm bricht
durch den asphalt
wie, was tot war oder schlief,
aus der asche sich erhebt
und fliegt ...
so fliegen wir
wenn es uns gelingt,
uns zu erheben
Die Herauforderung in dem Stück besteht v. a. in den teilweise sehr komplex überlagerten Rhythmen, die über dem gleichmäßig, durchgängigen Puls entstehen. Die einzelnen Stimmen reagieren aufeinander, treten in Dialog und spornen sich mit Fortdauer des Stückes gegenseitig an.
Von den Singstimmen hat der Bass die wichtigste Rolle bei der Interpretation des Textes. Die drei Oberstimmen ergänzen einzelne Textteile oft nur mit wenigen Akkorden und verstärken damit wichtige Wörter, setzen ganz feine punktuelle, klangliche Akzente.
So richtig pulsierend und in allen Farben flackernd wird Fenix in den (virtuos komponierten) Instrumentalabschnitten. Hier spricht der erfahrene Orchestermusiker Krall direkt von seinem Notenpult aus zu uns. Er vertraut auf die technische Sicherheit seiner Musiker.Innen, jedes Instrument kann zeigen, was es zu bieten hat.
Blues, Tango, Fuge und jazzige Akkordschichtungen verleihen Fenix sein so gar nicht aschgraues Federkleid, das bunt schillert, wenn er sich zum Flug erhebt.