Generationenprojekt »Wie die Alten sungen …«

Als ich 1986 zu unterrichten begann, gab es das Liederbuch »Komm sing mit«, das Generationen von Schülern – und auch mich – sowohl durch die Unter- als auch durch die Oberstufe der Schule begleitete. 1965 wurde die erste Version des österreichischen Liederbuches erstmals veröffentlicht und blieb 40 Jahre (sic!) lang im Programm. Viele Lieder wurden über mehrere Generationen hindurch im Unterricht gelehrt und waren Allgemeingut vom Großvater bis zum Enkelkind.

In unserer heutigen Zeit hat sich das Liedrepertoire im Unterricht gänzlich gewandelt. Viele tagesaktuelle Pop-Songs oder auch die »Klassiker« der Rock- und Popgeschichte finden Eingang in das schulische Liedgut. Viele Lieder von früher kennt man heute gar nicht mehr. Auch das gemeinsame Singen mit den Eltern und Geschwistern ist immer mehr verschwunden. Youtube am Bildschirm ersetzt »Hoch auf dem gelben Wagen« mit der Mutter im Wohnzimmer.

Meine Idee war, diese Form des familiären Zusammensingens wieder zu beleben und mit neuen Ergänzungen zu bereichern. Ich stellte meinen Schüler.Inne.n die Aufgabe, gemeinsam mit ihren Großeltern ein Lied aufzunehmen, das diese in ihrer Schulzeit gelernt hatten, oder welches sie eine Zeitlang durch ihre Jugend begleitet hat.

Da in der ersten CORONA-Lockdown-Zeit auch teilweise der Kontakt zu den Großeltern unterbrochen war, sollte das Liederprojekt auch diese Verbindungen wieder beleben.

Also stellte ich meinen Schüler.Inne.n der 1. Musikklasse der Musik-Mittelschule Henndorf die Idee vor und lud sie ein, mit ihren Handies das gemeinsame Singen akustisch zu dokumentieren.

Die Ergebnisse spiegeln die individuellen Vorlieben wider: Vom Lagerfeuersong bis zum authentischen Volkslied ist alles dabei. Wichtig ist nicht die Studioqualität, oder die perfekte, fehlerfreie Intonation. Nein! Es zählt die gemeinsame Freude am Singen, der Spaß, den man dabei hat und das Lächeln auf dem Gesicht, das ich bei jeder Aufnahme zu »hören« vermeine.

Bei einigen Aufnahmen sind auch authentische Hintergrundgeräusche oder die eine oder andere Textunsicherheit dabei. All das soll zeigen, dass diese Lieder wirklich live und spontan musiziert werden.

Zusätzlich zur flüchtigen Erinnerung halte ich ich auch die graphische Notation des Liedes fest. Vielleicht bleibt die Erinnerung frischer, wenn man die Lieder auch selber mitsingen kann.